Klimaindex

April 2023

KEMB-Forum stellt Klima-Index vor

Klimaschutzpolitik der Bundesregierung wird negativ beurteilt
Umfrage: Mehr als 50 Prozent der Befragten wollen nicht oder nur wenig mehr für den Klimaschutz zahlen

Berlin. Die Klimaschutzpolitik der Bundesregierung wird von einer Mehrheit der deutschen Bevölkerung negativ beurteilt, obwohl der größte Teil der in einer repräsentativen Umfrage Befragten persönlich sogar bereit ist, sich im Kampf gegen die Erderwärmung – mit Ausnahme beim Fleischkonsum – einzuschränken. Allerdings wollen etwa 50 Prozent der Befragten nicht mehr Geld für den Klimaschutz ausgeben. Das geht aus dem neuen Klima-Index des KEMB-Forums hervor, der jetzt in Berlin vorgestellt wurde.

„Das Vertrauen in eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik ist offenbar dahin. Es herrscht eine große Diskrepanz zwischen der persönlichen Lage und der allgemeinen politischen Stimmung bei der Umsetzung der Energiewende“, sagte der 1. Vorsitzende des KEMB-Forum e.V., Prof. Dr. Martin Neumann. Zwar ergibt sich mit +0,4 ein nahezu ausgeglichener Gesamtindex. Doch wird die Lage bei der Energiewende in Deutschland mit -15,7 wesentlich schlechter als die persönliche Situation der Befragten eingestuft, die durchschnittlich einen Wert von +16,6 erreicht. Die klimapolitischen Bereiche (Ausbau Erneuerbare Energien, Versorgungssicherheit etc.) werden dabei durchweg negativ bewertet und erreichen im Schnitt einen Wert von -20,2. Dieser negative Trend setzt sich auch in der Erwartung der Befragten für die kommenden sechs Monate fort (-20,3 bis -8,2).

„In Deutschland gibt es keine monatliche regelmäßige Erhebung zur Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung. Diese Lücke schließen wir, weil die Zustimmung zu den Klimaschutzzielen entscheidend dafür ist, dass die Energiewende zum Erfolg führt. Gegen die Bevölkerung kann es nur schwer gelingen, die Pariser Klimaschutzziele umzusetzen“, sagte Neumann bei der Vorstellung des Klima-Index weiter. „Er soll auch Grundlage für politische Entscheidungsprozesse bei der Umsetzung der Energiewende sein. Er ist nicht nur ein Stimmungsbarometer, sondern spiegelt als Indikator das Fundament für den Transformationsprozess hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft wider“, ergänzte KEMB-Forum-Geschäftsführer Thilo Boss.

Der Klima-Index wird zukünftig monatlich von dem Erfurter Meinungsforschungsinstitut INSA für das KEMB-Forum e.V. erhoben. Start war die letzte Aprilwoche. In die Ausarbeitung waren u.a. die Wissenschaftsbeiräte des KEMB-Forums - IWH-Präsident Prof. Dr. Reint Gropp, das Präsidiumsmitglied des Weltenergierates und Rektor der Bergakademie TU-Freiberg Prof. Dr. Klaus-

Dieter Barbknecht, sowie Prof. Dr. Hubert Kleinert von der hessischen Hochschule für Öffentliches Management und Sicherheit - involviert.

Erhoben wird in der repräsentativen Umfrage die Bereitschaft der Bevölkerung, Treibhausgase in den Sektoren Energie, Mobilität und Bauen zu senken. Im Einzelnen werden beispielsweise die Zustimmung zur Arbeit der Bundesregierung, die Anstrengungen der Wirtschaft für den Klimaschutz oder die generelle Bereitschaft zu Einschränkungen zugunsten des Klimaschutzes abgefragt. Dazu INSA-CONSULIERE-Chef Hermann Binkert: „Während sich die Umfrageteilnehmer in allen abgefragten Bereichen  bis auf den Fleischkonsum – einschränken, bewerten sie die aktuellen Anstrengungen der Bundesregierung beim Ausbau Erneuerbarer Energien sowie klima- und umweltverträglich zu agieren, den Anteil Erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugung Deutschlands, die Klima- und Umweltverträglichkeit der Energie in Deutschland und die Sicherheit der Energieversorgung in Deutschland jeweils negativ. Wenn sich die Deutschen selbst zurücknehmen, aber am Regierungshandeln nichts gut bewerten können, ist offenbar akuter Handlungsbedarf für die Politik gegeben.“

Auch werden neben der Index-Erhebung Meinungen zu aktuellen Ereignissen erhoben, die zudem nach den jeweiligen Wählergruppen der im Bundestag vertretenen Parteien eingeordnet werden. Zum Auftakt stand diesmal die Preissensibilität im Fokus. Generell war hier eine Mehrheit der Befragten in den Sektoren Strom, Heizen, Mobilität und Bauen nicht bereit (37-43 Prozent), mehr Geld für den Klimaschutz auszugeben. Aufgeschlüsselt nach Parteienpräferenzen ergibt sich dagegen ein differenzierteres Bild. So sind FDP-Wähler beispielsweise dazu bereiter, einen Aufschlag auf die Mobilitätskosten von mehr als 20 Prozent zu zahlen, während die AfD-Wähler in der Mehrheit höhere Kosten aus Klimaschutzgründen ablehnen. Dafür sprechen sich FDP-Wähler - ähnlich wie SPD-, und Grünen-Wähler - gegen höhere Stromkosten zugunsten des Klimaschutzes aus. Unions-, Linke- und AfD-Wähler würden dies wiederum in der Mehrheit akzeptieren.

KEMB-Forum e.V. ist ein eingetragener Verein. Er ist überparteilich und hat sich zum Ziel gesetzt, die Energiewende unideologisch, technologieoffen und marktwirtschaftlich voranzutreiben. Der Verein möchte Wege aufzeigen, wie das Pariser Klimaschutzabkommen eingehalten und gleichzeitig der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt werden kann. Dafür hat das KEMB-Forum e.V. auch einen Wissenschafts- und Wirtschaftsbeirat etabliert.

2023-04 aktueller Index Kemb Forum

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